AN(GE)DACHT
zum 17. Sonntag nach Trinitatis

GRENZEN

Grenzen sind in aller Munde. Nicht erst seit diesem Montag lesen und hören wir davon. Für die einen sorgen Grenzen für die notwendige Ordnung. Sie geben ein Gefühl von Sicherheit und beruhigen das Gemüt. Andere sehen in Grenzen und Zäunen Gefahr und suchen nach anderen Wegen, sich den aktuellen Herausforderungen zu nähern.

Erfahrungen mit Grenzziehungen sind so alt wie die Menschheit. Sie sollen schützen und etwas Wertvolles bewahren: Etwas, das uns lieb und wert ist. Zugleich ziehen sie Linien. Sie teilen, grenzen aus und trennen. Grenzen schaffen manchmal auch Klarheit im Guten wie im Traurigen.

Im September vor 60 Jahren war der Dr. Martin Luther King, Junior im geteilten Berlin auf Einladung des Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt zu Gast. Er war unterwegs zur Friedensnobelpreisverleihung, den er für seinen gewaltlosen Kampf für Gleichstellung und gegen Rassentrennung in den USA erhalten sollte. Er wurde im Westteil der Stadt Berlins empfangen und geehrt.

Es trug sich aber noch etwas zu. In einer sehr überraschenden Nacht- und Nebelaktion passierte er am 14. September 1964 den Checkpoint Charly und fuhr zur St. Marienkirche am Alexanderplatz. Mit überraschend schnellem Tempo hatte sich die Nachricht von Mund zu Mund verbreitet und die Kirche füllte sich bis an ihre Grenze. 1500 Menschen warteten auf ihn. Er bestieg die Kanzel und hob an. Im eingemauerten Berlin sprach er von der Freiheit der Kinder Gottes. Egal ob von Norden, Süden, Osten oder Westen. Sie sind verbunden über alle Grenzen und Barrieren hinweg. Sie haben einen Geist, der sie verbindet. Dieser Geist macht sie frei.

Ich musste in den letzten Tagen oft an die Worte Dr. Kings von damals denken. Sie sind in einer anderen Zeit unter ganz anderen Umständen gesprochen und zugleich konnte ich etwas in ihnen finden. Ja, wir haben Grenzen. Ja, manchmal brauchen wir sie auch. Und ja, sie sind nicht ewig und nicht immer ein Allheilmittel. Es gibt immer etwas jenseits unserer persönlichen Grenzen und der Grenzen in unserem Land und in unserer Welt. Dies niemals zu vergessen, bleibt unser Auftrag. Um der Freiheit willen!

Gedanken zum 17. Sonntag nach Trinitatis von Eric Haußmann, Militärpfarrer in Burg

ONLINE-ANDACHT
 

Andacht: Pfarrer Thorsten Minuth
Musik: Thorsten Fabrizi